
Papstbotschaft zum WELTMEDIENTAG
„Künstliche Intelligenz und Weisheit des Herzens: für eine wahrhaft menschliche Kommunikation.“
Die aktuelle Papstbotschaft (24. Januar 2024) ist m.E. eine sehr kluge und differenzierte Betrachtung der Chancen und Gefahren durch die Herausforderungen der KI. Wir stehen in der Gefahr „reich an Technik und arm an Menschlichkeit zu sein“, formuliert der Papst. Und er wird konkret: Allmachtswahn, Desinformation und Fake News sind einige Stichworte, um die Risiken und Pathologien der künstlichen Intelligenz zu markieren.
Es ist wohltuend zu lesen, dass Franziskus mit Nachdruck auch die Chancen der neuen Techniken würdigt, ganz im Gegensatz zu einer leider immer noch anzutreffenden Technikfeindlichkeit in Kirchenkreisen. Gleich zu Anfang schon hat er den Religionsphilosophen Romano Guardini (1885-1968) zitiert, um „das Terrain von schwarzmalerischen Lesarten und ihren lähmenden Auswirkungen zu räumen“.
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„Die Herausforderung vor der wir stehen, liegt darin, einen qualitativen Sprung zu machen, um einer komplexen, multiethnischen, pluralistischen, multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft gerecht zu werden.“
Was für eine Hammer-Satz. Was für eine Wirklichkeitsbeschreibung.
Sehr konkret hat Franziskus im Absatz davor in zehn Zeilen Möglichkeiten für eine ethische Regulierung benannt, denn Algorithmen seien nicht neutral.
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„Die digitale Revolution kann uns freier machen, aber sicher nicht, wenn sie uns in Modelle einsperrt, die heute als Echokammern bekannt sind.“
Papst Franziskus wirbt ganz konkret um „Informationspluralismus“, damit es keinen „Verlust hinsichtlich der Wahrheit der Dinge“ gibt. Der Journalismus vor Ort dürfe nicht beseitigt, sondern müsse unterstützt werden. Und die Verantwortung jedes Kommunikators sei „jedem Menschen wieder die Rolle eines kritikfähigen Subjekts der Kommunikation“ zurückzugeben.
Hier wird das Ethos der Journalisten brillant formuliert und auf den Punkt gebracht.
Jeden Menschen als kritikfähiges Subjekt der Kommunikation wertzuschätzen…
Papst Franziskus endet im Zusammenhang von KI und Kommunikation mit „Fragen für Heute und Morgen“. Sie haben richtig gelesen: Fragen! Ich empfehle diesen Abschnitt sehr. Der Papst wartet nicht mit fertigen Antworten und lehramtlichen Einhüllungen auf. Vielmehr sagt er: „Die Antwort steht nicht fest, sie hängt von uns ab. Es liegt am Menschen zu entscheiden, ob er zum Futter für Algorithmen wird oder ob er sein Herz mit Freiheit nährt.“
Anm.: Sämtliche Zitate aus dem offiziellen deutschen Wortlaut (VaticanNews).
Link zum Wortlaut der Botschaft.
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