Dass zwei theologische Antipoden mit ganz unterschiedlichen Offenbarungsverständnissen sich bereit erklären, offen nachlesbar miteinander zu streiten, ist eher selten. Nach der Veröffentlichung habe ich das Buch sofort gekauft und bin nicht enttäuscht worden.
Striet und Hoping schreiten Kopf an Kopf eine Vielzahl aktueller theologischer und kirchenpolitischer Fragen ab. Sie tun dies in verständlicher Sprache, zurücknehmend moderiert von Stefan Orth, dem Chefredakteur der theologischen Fachzeitschrift Herder Korrespondenz. Das Buch zeigt die Baustellen und Umwälzungen innerhalb von Theologie und Kirche, deutet die Zerbrechlichkeit des Glaubens an und vermittelt intelligente Standpunkte.
Acht Kapitel lang, von der Gottesfrage, der Person Jesu, über Autonomie und Freiheit, Ämterverständnis und der Bewertung der Sexualität, bis hin zur Rolle der Bischöfe, der Einordnung des Synodalen Wegs und zur Zukunft des Christentums, wird argumentiert, theologisiert und philosophiert. Dabei blitzen wichtige Denklinien und Ebenen der Deutung auf. So wird das Buch in der Tat „im Kontrast der Positionen zu einer Art Einführung in die katholische Theologie heute“, wie Stefan Orth im Vorwort bemerkt.
Ich habe mich ob der gut gewürzten Ein- und Gegenreden köstlich amüsiert. Manch grober Keil wird gesetzt, um dann etwas zurückgenommen, neu und differenzierter vorgetragen zu werden. Die in die Debatten eingeworfenen Themen, vor allem die Erwähnung von Theologen und Philosophen, historisch bedeutsamen wie zeitgeistig hippen, sind für mich hilfreiche Akzente des eigenen wissenschaftlichen Forschens und Weiterdenkens gewesen. Das Buch ist echter Wissenstransfer.
Helmut Hoping, Magnus Striet und Stefan Orth (Hg.): Gott, Freund der Freiheit. Ein Streitgespräch, Freiburg (Herder-Verlag) 2023.
Auf Amazon veröffentlicht am 22. Oktober 2023.
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