
Romano Guardini (1885 – 1968) war ein katholischer Religionsphilosoph und Theologe, Professor in Berlin (1929-39), Tübingen (1945-48) und München (1948-62). Seine Anliegen sind kaum in wenigen Zeilen zusammenzufassen. Ihm ging es um die wechselseitige Erhellung von Welt und Glaube. Die Gestalt des Sokrates, der Begriff der Wahrheit und die Gegensatzlehre sind Schlüssel für sein Denken und seine Daseinsdeutungen. In phänomenologischen Anläufen suchte Guardini die Dinge und Begriffe, d.h. die Wirklichkeit „lebendig-konkret“ zu erfassen, sich dem Leben auszusetzen und (doch) zu glauben. Er legte so eine Spur zur Unterscheidung des Christlichen. Guardini darf als großer Denker der theologischen Erneuerung des 20. Jahrhunderts angesehen werden.
Für seine Zeit hat Guardini - neben anderen großen Theologen - das Dasein gedeutet. Doch wir befinden uns im 21. Jahrhundert. Neue, zum Teil ungeahnte Fragestellungen zu Glaube und Welt fordern die Menschen heraus. Mit den kommenden Blog-Beiträgen möchte ich im Rückspiegel Gedankenlinien Guardinis aufgreifen und zugleich theologisch, philosophisch und pädagogisch nach vorne denken. Was ist übertragbar von seinem Denken, was noch zeitgemäß? Wo tragen seine Antworten und wo nicht mehr? Lässt sich mit seinen Sentenzen die Gegenwart vielleicht hilfreich kommentieren? Für mich selber ist dieser Blog ein kleines Experiment nach langen Jahren der Beschäftigung mit seinem Werk.
Um das gleich vorweg zu sagen: Wer hier einen smarten restaurativen Blick zurück erwartet, wird enttäuscht werden. Von Guardini habe ich die souveräne Freiheit zu denken und zu glauben gelernt.
„Man kann Probleme nicht verabschieden; wer sie empfindet, muß sich ihnen stellen, besonders, wenn er für das Geistige verantwortlich ist. Echte Praxis aber, das heißt, richtiges Handeln, geht aus der Wahrheit hervor, und um die muß gerungen werden.“ (Berichte über mein Leben, S. 111)
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