
Wie kaum ein anderer hat der Königsberger Philosoph Immanuel Kant die Ethik und damit die „Sache der Moral“ auf den Punkt gebracht. Dabei hat er die harte Arbeit am Begriff nie gescheut. Über Otfried Höffe, Professor für Philosophie an der Universität Tübingen, bin ich immer mehr mit dem Denken Kants vertraut geworden. Kants Weg über die Erkenntnistheorie hin zur Moralphilosophie ist sicher bemerkenswert. Wenn man bis an die Grenzen über das Denken und Erkennen philosophiert, merkt man unweigerlich, wie wichtig das praktische Handeln wird.
Was wären Theologie, Philosophie und Ethik ohne die zentralen Sätze und Denkimpulse des großen Philosophen: Die Berufung auf eine allgemeine Menschenvernunft, die Verallgemeinerbarkeit von Handlungsgrundsätzen, die Selbstgesetzlichkeit des Willens, die Unantastbarkeit der Menschenwürde oder die uneingeschränkte, kategorische Geltung moralischer Verbindlichkeiten? Kant hatte Mut. Höffe nennt diesen Mut eine kostbare Ressource mit drei Buchstaben. Mut ist mit Hoffnung verknüpft. Wer in Gefahr Mut hat, ist anderen ein mitreißendes Vorbild. Wenn die gesellschaftlichen Fundamente bröckeln, braucht es Bürgermut, Zivilcourage, Sachverstand und hartes begriffliches Denken. Immanuel Kant liefert dazu mit seinem Wahlspruch der Aufklärung das passende Motivationszitat.

Immanuel Kant veröffentlichte den Aufsatz "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" im Dezember 1784 in der Berlinischen Monatsschrift. Er beantwortete hier die Frage in einem Aufsatz von Friedrich Zöllner, was denn Aufklärung sei. Bevor man anfange aufzuklären, müsse dies doch wohl zunächst erläutert werden. Kant lieferte so die bis heute klassische Definition. Auch der Philosoph Moses Mendelsohn antwortete darauf im gleichen Heft, ohne dass dies Kant wusste.
Nachträge (Okt. 2023, Januar und Dezember 2024)
LESETIPP: Zur Einführung in Leben, Denken und Werk Immanuel Kants empfehle ich das Buch von Marcus Willaschek: "Kant. Die Revolution des Denkens", München (C.H.Beck) 2023. Darüber hinaus natürlich die Aufsätze und Bücher von Otfried Höffe, bspw. "Der Weltbürger aus Königsberg", Wiesbaden 2023 (S. Marix Verlag). Eine interessante Übersicht bietet auch das Jahresheft (Sonderausgabe) Nr. 28/2024 des Philosophie Magazins zum Thema "Die Kraft der Vernunft in chaotischen Zeiten".
Willaschek geht im vierten Kapitel ("Die Aufklärung und ihre Dialektik", S. 59-71) seines Buches näher und sehr verständlich auf das Thema Aufklärung und das o.a. Zitat ein. In Höffe´s Weltbürger-Buch ist ein kleiner Absatz S.34-36 mit dem Titel "Der Philosophielehrer" lesenswert, der den pädagogischen Ansatz Kants, dass Philosophie "denken lernen" meint, gut beschreibt.
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